Neuer Ärger für Wirecard

Nachdem das Unternehmen Anfang des Monats bekanntgegeben hatte, dass die Veröffentlichung des Jahres- und Konzernabschlusses 2019 zwei Wochen später erfolgen werde, muss es heute den von Wirtschaftsprüfern testierten Abschluss präsentieren. Anderenfalls könnten Kredite in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro gekündigt werden.

Das Unternehmen kämpft nun schon seit über einem Jahr gegen den Vorwurf der Bilanzmanipulation. Am gestrigen Donnerstag hatte Wirecard in dem Zusammenhang offenbart, dass die Bilanzprüfer Zweifel an der Existenz von 1,9 Milliarden Euro haben, die auf Treuhandkonten in Asien verbucht wurden. Deswegen hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young auch den Jahresabschluss nicht testiert und befürchtet hier eine Täuschungsabsicht. Wirecard wiederum fürchtet einen „gigantischen“ Milliardenbetrug und will Strafanzeige erstatten.

„Es kann“, so der Vorstandschef des Unternehmens Markus Braun in einer Stellungnahme des Vorstands am Donnerstagabend, „derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass die Wirecard AG in einen Betrugsfall erheblichen Ausmaßes zum Geschädigten geworden ist“. Unabhängig davon haben die Finanzaufsicht BaFin und die Münchner Staatsanwaltschaft angekündigt, den Fall unter die Lupe nehmen zu wollen.

Am Donnerstagabend hat der Aufsichtsrat des Unternehmens Vorstandsmitglied Jan Marsalek, der als Vertrauter Brauns gilt, vorläufig suspendiert. Stattdessen wurde mit sofortiger Wirkung der US-Manager James Freis berufen, der eigentlich seinen Posten erst am 1. Juli hätte antreten sollen.

An der Frankfurter Börse hatte der Skandal am Donnerstag einen Ausverkauf der Wirecard-Aktien zur Folge. Die Papiere hatten zum Handelsschluss gut 60 Prozent verloren und waren nach Börsenschließung etwa acht Milliarden Euro weniger wert als einen Tag zuvor.